Heimatverein Roßwag e.V.
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Die Burg Rauber auf dem Hasenberg

Zerstört durch Rudolf den Habsburger um's Jahr 1286.

Das war ein Wegvogt schlimmer Art,
Der hierorts einst gehaust!
Was weitum Müh und Fleiß erspart,
Das hat der Schuft gemaust!

Auff der Höh' der Magstätterstaig, bei Stuttgarten, man nennt izt den Berg Hasenberg, vordem »Haßdenberg«, stand eine gar vestigliche Burg zur Zeit als man erst zählte kaum tausend Jahr nach Christi Geburt. Selbe gehörte ursprünglich den Herren von Roßwagen, deren letzter am Hanven (Strick) gestorben sein soll, zu Gmünden, der schwäbischen Reichsstadt, in den dreizehnhundert und etliche dreißig Läuften (Jahren). Der erste Herr, genannt der »Roßwaager«, hatte viel Geld, Wald und Gauen um Vaihingen an der Enz, zerfiel aber mit einem Grafen von Calw, genannt der »Scheerer«, um eines Vollrosses willen, das der Scheerer ihm unmännlich entwunden, und nach seinem Schloß ob Calw damit geritten haben soll. Darüber ergrimmete der reiche »Enzinger«, schaarete sich und trabte zielstracks.

Als er gen Calw kam, war eben frohes Geschmaus auf der Burg, weil eine Edelmaid des Scheerers in's Beilager kam. Er stieg hinauf in's Gemenge der Gastleute, und ward als unberufen am liebreichsten begrüßet, zumal er nichts Arges erkunden ließ. Nach kurzer Weile ging er hinab zu den Mähren (Pferden), suchte sein entwunden Roß und fand es ledig, nestellte es los, setzte sich darauf und ritt in's Thal. Eben aber blickte der Altgraf durch's Fenster und sah sein Vollroß abtraben. Wirsch dessen, stieß er sein Fenster durch und blies in's Hüfthorn, das Burgschlußzeichen, und gefangen war der Enzinger. Hierüber tobig, trieb er seinen Gaul auf die Mauerstaig und schrie lautlich: »Roß waags!« Damit sprang er turmtief hinab in das Freie, wo seine Mannen harrten. Tödlich fiel das Vollroß zusammen, Enzinger aber setzte sich auf sein Roß, das ihn hergetragen und ritt wohlbehalten mit seinem Trosse heimwärts.

Böses Blut wallte drob in dem von Calw, er rief seine Dienstmannen hinauf bis gegen Tübingen zusammen auf Streit und Wehre wider den »Burggroßdip«. Diese zerstörten die Burg des Enzingers und zündeten an die Hütten der Lehensleut' und all seiner Vasallen bis gegen Maulbronnen, wo nachher ein Klosterhaus erbaut wurde. Darüber wurde der Bedrangsalte flüchtig, und ritt, soweit sein Gaul ihn zu tragen vermochte, nebst seiner jungen Hälfte, Einer von Magenheim, die gar viel Geld und Gut hatte. Und da sie kamen am Abend pilgermüde auf die Waldhöhe von Stuttgarten, da dürstete sie gar sehr und sie seufzeten um einen Schluck Wassers, auch war just die Hälfte des Enzingers, benamet der Roßwager, in Nöten, und konnte nicht mehr fürder, sondern mußte einsam lagern. Und um Mitternacht entband sie sich eines Knäbleins. Knieend bat sie Gott um Labe. Kaum hatte sie dies gethan, da kräuselte es nicht fern weg, als ob ein Brünnlein flöße, und der Pflegherr spudete umher und fand ein hell Gerinne aus sandigem Gestein sprudelig gießen. Des war der Finder froh und sprach zu seinem Weibe: Gott hat uns geschenket ein wohlformig Knäblein und kühlen Trank, weswegen zwei Zeichen es sind, daß wir hierorts Pflegung hegen, eine Burg bauen und weilen sollen für immer. Und als sie also sprachen, kam ein Thalsasse des Pfades daher, dem kündete Enzinger sein männiglich Vorhaben an und gab ihm »gewapptes Silber«, mit welchem der Alte fürbaß ging, und des andern Tages viel dienstwillige Hände brachte, daß in etwelchen Monaten ein kühnlich Geborgnis stand, das ein Abwall umschützte und bergwärts ein Zwinger bannte. Viel Wald eignete Enzinger sich an, und die Abwand nach dem Thal freite er sich löblich zu, bis ab gegen die Nässen. Dessen ward er nicht beneidet, sondern wohl gelitten Anfangs. Halbbergwärts gegen Heslach bauete der Spaßherr ein Mährhaus, das heute noch »Burgstall« genannt wird, und gränzete seine Gerechtsame mit Strohwende, welches eben noch heute »Burgholz« heißet, jenseits der Nässen Bach; auch lösete er gütlich vierzig Tagwerk Gründe im Thal, die als Burgstallwiesen freizinslich stehen seit damals, wie überall bekannt zu Heslach und Stuttgarten, wo damals gar schöne Fohlen gehegt worden sein sollen, von denen Enzinger gute Pflege kannte und dieselben zu trillen verstand.

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